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Marina Stachowiak «temporik-art»

Mit «temporik art» legt Marina Stachowiak ihr neuntes Buch vor. Darin dokumentiert sie kenntnisreich Teile der integralen Theorie Jean Gebsers und verbindet diese unter anderem mit Gedanken von Joseph Beuys. Daraus entsteht nachvollziehbar eine Methode, die Marina Stachowiak «temporik-art» nennt und die sie in ihrem Institut anwendet und lehrt.
«Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen es fremd» zitiert Marina Stachowiak Christa Wolf und verweist damit auf das aktuelle Bedürfnis vieler Menschen zur Klärung der eigenen, wie auch der transgenerationalen Erinnerungen. Stachowiaks Methode reintegriert diese wirksamen, aber fremdgestellten Anteile.
Die Kunst der schöpferischen Bewusstseinsgestaltung nach «temporik-art» ermöglicht es, die Vergangenheit zu klären, das Bewusstsein durch emergente Vollzüge nachhaltig umzugestalten und in eine befreite Form der inneren Ästhetik zu wandeln.
Im Atelier, wie Marina Stachowiak ihr Setting nennt, folgt der Klient seinen inneren, assoziativen Wegweisern. Einzelne Persönlichkeitsanteile tauchen auf und werden in einen Dialog und damit in Bezug zueinander gebracht. Allmählich lösen sie sich aus der momentan gegebenen Struktur und werden über die sich vollziehende Neuverhandlung wirksam neu arrangiert und integriert.
Der Diskurs um die Integration fremdgestellter oder dissoziierter Anteile wird zurzeit intensiv geführt. Damit hat sich sowohl die Wahrnehmung als auch die Wahrgebung von Vergangenem und Erinnertem stark gewandelt. Therapeutische Formen im Umgang mit Traumata wie das «Somatic Experiencing» von Peter Levine; Gesprächsformen wie die «Authentische Kommunikation» von Urs Honauer; neuere Formen des klassischen Familienstellens nach Bert Hellinger oder Virginia Satir sind aktuelle Beispiele dafür.
Diesen Bemühungen gemeinsam ist ein wacher und nachvollziehbarer Umgang mit den eigenen, inneren Dynamiken und der Frage nach den ich-konstituierenden Kräften. Sie vereinen mentale als auch mythische, magische und archaische Strukturanteile und sind damit im Sinne Jean Gebsers ein wirksamer Beitrag zu einem integralen Bewusstsein.

Michael Högger

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