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Christine Kradolfer

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Zeichnung

Immer wieder staune ich über die Genuinität von Kinderzeichnungen. Gegenwärtig habe ich oft die Gelegenheit, ganz unmittelbar der Entstehung solcher Kraftfelder beizuwohnen und da hineinzuhorchen. Ich nehme dabei eine Einheit von Werkzeug, Material, Format und Bewegung wahr, ein unvoreingenommenes Beobachten und eine Faszination durch die entstehende Spur. Eine Präsenz, die sich zusammen mit dem Lernwillen des Kindes zur Übung kristallisiert: die Wiederholung stellt sich ein, die Anwendung von Erfahrenem, es kann ornamental werden. Aber bevor daraus ein Konzept entsteht, wird das Experiment abgebrochen – «wenn’s genug ist, höre ich auf». So einfach ist das!

Ich empfinde diese Lebendigkeit als äusserst inspirierend. Die Herausforderung für mich besteht darin, eine derartige Offenheit zu wahren, ohne dabei meine Biographie zu leugnen, nämlich die Tatsache, dass ich mir durch Ausbildung und Praxis Materialerfahrung und technische Fertigkeiten angeeignet und die Fähigkeit zum Konzept entwickelt habe – also eine Balance zu finden zwischen Konzept oder gar Plan und völliger Überraschbarkeit.


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Auch hier kann das Werkzeug helfen, z. B. die Reduktion auf die Linie mit der Bambusfeder, die nur ein kleines Tuschereservoir enthält

«Mal schauen», das ist die Haltung zu Beginn, schauen, was herauskommt, was anklingt, wohin es mich führt. Und aufhören, wenn’s genug ist – aber genau das ist gar nicht so einfach.

Kindheit

Es war unser Herz übervölkert von Bildern,
wir waren mitten in Wind und Weinen gestellt.
Doch die klärenden Fröste, welche die Schrecknisse mildern,
hatten noch kaum den Rand des Herzens erhellt

Damals, da wir nach unseren Sternen suchten,
fanden wir eine kaum gedeutete Welt;
bis sich die wachsenden Jahre an uns versuchten

Einfältiger wurden die Dinge, welche uns schildern,
und unser Herz eine Last, die langsam zur Mitte fällt.

Jean Gebser